Selbst wenn der Aktienkurs von Pyramid zuletzt wieder etwas an Höhe gewonnen hat, insgesamt verliefen die vergangenen 1,5 Jahre aus Anlegersicht eher enttäuschend. Dabei hat sich bei dem Anbieter von Infoterminals und digitalen Kiosksystemen operativ einiges getan, insbesondere durch die Übernahme, der auf Touchscreen-Monitore und -PCs spezialisierten faytech AG. Aber auch die Probleme im Stammgeschäft rund um Pyramid Computer ist die Gesellschaft angegangen. Die Chancen stehen also gut, dass der im Börsensegment Scale gelistete Spezialwert wieder nachhaltig besser performt. Im Interview mit boersengefluester.de verraten die beiden Vorstände Andreas Empl und Arne Weber, wie ihre Erwartungen für 2023 sind, welche Märkte besonders interessant sind, wie es mit weiteren Zukäufen aussieht und welche Rolle die neue strategische Ausrichtung der Ankerbeteiligung Securize IT Solutions für den Pyramid-Verbund spielt.
Herr Empl, im vergangenen Jahr ist bei der Pyramid AG viel passiert. Was waren für Sie die Highlights 2022?
Andreas Empl: Einer der wesentlichen Highlights war bereits im Januar 2022 das Closing der vollständigen Übernahme der faytech AG. Dieser Zukauf hat sich als ideale Verstärkung erwiesen, faytech hat unsere Erwartungen bisher deutlich übertroffen. Im März folgte der Namenswechsel in Pyramid AG, um auch nach außen hin den Fokus auf das neue operative Geschäft zu dokumentieren. Und mit Arne Weber und Peter Trosien sind zwei neue, höchst kompetente Vorstandsmitglieder hinzugekommen, die gemeinsam mit mir die Gesellschaft mit großem Einsatz und Weitblick voranbringen.
Operativ haben die beiden 100-prozentigen Tochtergesellschaften Pyramid Computer GmbH und faytech AG im vergangenen Jahr höchst unterschiedlich performt. Oder täuscht dieser Eindruck?
Andreas Empl: Nein, das war in der Tat so. Während die Pyramid Computer GmbH vom Wandel hin zu mehr Automatisierung am P.O.S. (Point Of Sale) bisher noch nicht im erhofften Maß profitieren konnte und auch die US-Tochter noch hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist, ist die faytech AG mit einer Umsatz- und Ergebnisverdopplung operativ regelrecht explodiert. Mit seiner innovativen Touchscreen-Technologie konnte faytech signifikante Marktanteile hinzugewinnen. Pyramid Computer hingegen litt im vergangenen Jahr auch unter kurzfristigen Projektverschiebungen einiger Großkunden ins Jahr 2023.
Worauf basiert Ihr Optimismus für 2023 Pyramid Computer betreffend? Welche Maßnahmen haben Sie ergriffen, damit die Gesellschaft wieder auf den Erfolgspfad zurückkehrt?
Andreas Empl: Unser Optimismus basiert auf der bereits umgesetzten Reorganisation bei Pyramid Computer GmbH und der starken Produktpalette unserer Freiburger Tochtergesellschaft. Nach einer personellen Neuaufstellung mit Peter Trosien als neuen Geschäftsführer haben wir unter anderem die Betriebs- und Personalkosten reduziert und den Vertrieb gestärkt. Nun folgt die Abarbeitung der alten Aufträge sowie die weitere Integration zwischen der Pyramid Computer GmbH und der faytech AG. Zudem spüren wir eine steigende Nachfrage nach Automatisierungsprodukten. Wir gehen davon aus, dass Pyramid Computer einen wesentlichen Beitrag zu der für 2023 angepeilten Konzernumsatzsteigerung um mehr als 13 Prozent auf rund 108,5 Mio. Euro und der prognostizierten EBITDA-Steigeru
Herr Weber, Andreas Empl ist voll des Lobes über die Entwicklung von faytech, die Sie gegründet haben und die seit gut einem Jahr zur Pyramid AG gehört. Wie bewerten Sie die faytech-Entwicklung in 2022?
Arne Weber: Zunächst – die Firma wurde von meiner Frau Fan Yang und mir gegründet. Wir als Team haben gerade zu Beginn die richtigen Entscheidungen gemeinsam getroffen. Ich finde es schade, dass sie heute nicht mehr einen so großen Einfluss nimmt, dafür haben wir aber sehr gute Manager gefunden, die ihre Arbeit übernommen haben. Faytech hat seinen Umsatz und sein Ergebnis im Geschäftsjahr 2022 voraussichtlich verdoppelt – das ist natürlich ein fantastisches Ergebnis. Es war ein außerordentlich gutes Jahr für faytech, was wir uns in dieser Dimension selbst nicht vorstellen konnten, sonst hätten wir unsere faytech-Anteile zu dem Preis auch nicht verkauft (lacht).
Die Rahmenbedingungen in China waren 2022 herausfordernd. Angesichts dessen ist der deutliche Wachstums- und Ertragssprung von faytech besonders bemerkenswert. Was waren aus Ihrer Sicht die wesentlichen Erfolgsfaktoren und welche faytech-Produkte wurden besonders stark nachgefragt?
Arne Weber: Im vergangenen Jahr hat einfach alles geklappt. Wir haben uns auf die Komponentenkrise schon 2020 vorbereitet und konnten entsprechend besser als unsere Konkurrenz liefern. Vor allem haben wir schneller und flexibler auf die Krisen reagiert. Wir haben Entwicklungen auf verfügbare Komponenten angepasst, wir haben Produktionen vorgezogen, um verlängerte Transportwege abzufangen und wir haben flexibel auf Transportbeschränkungen reagiert, teilweise innerhalb von wenigen Stunden. Dazu konnten wir durch die finanzielle Unterstützung der Muttergesellschaft zum ersten Mal ohne Liquiditätsbeschränkungen investieren und produzieren. Produktseitig haben wir neue Projekte gewinnen können und bestehende Großprojekte wie ButterflyMX, ICS oder easyshopper, bei denen wir als Hardware-Integrator Komplettlösungen aus einer Hand anbieten, haben sich überdurchschnittlich gut entwickelt.
Mit welchen konkreten Erwartungen sind Sie mit faytech ins Geschäftsjahr 2023 gestartet? Zeichnet sich eine Fortsetzung der hohen Dynamik ab oder wird 2023 eher ein Jahr der Konsolidierung für faytech?
Arne Weber: Es sind eher Hoffnungen als Erwartungen – dass keine der bestehenden Krisen eskaliert und dass keine neue Krise hinzukommt. Als Unternehmer sind wir darauf fokussiert, variabel und hoffentlich besser als die Konkurrenz auf Marktsituationen zu reagieren. Wir haben einige interessante Projekte und Chancen, an denen wir arbeiten – aber ich wäre genauso überrascht, wie ich es im vergangenen Jahr war, wenn faytech erneut in dieser Dimension weiter wachsen würde. Realistisch wird es auf Seiten der faytech ein Konsolidierungsjahr auf hohem Niveau. Geplant ist, dass wir in diesem Jahr Schwung aufnehmen für die nächste Wachstumsstufe.
Die wichtigsten Finanzdaten auf einen Blick
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Quelle: boersengefluester.de und Firmenangaben
1 in Mio. Euro; 2 EBITDA = Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen; 3 EBITDA in Relation zum Umsatz; 4 EBIT = Ergebnis vor Zinsen und Steuern; 5 EBIT in Relation zum Umsatz; 6 Jahresüberschuss (-fehlbetrag) in Relation zum Umsatz; 7 Cashflow aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit; 8 in Euro; Quelle: boersengefluester.de
Wirtschaftsprüfer: RSM
Dieses Jahr wird es das größte Technologie-Portfolio-Update in unserer Geschichte geben – natürlich auch als Teil der Pyramid AG und als Unterstützung des Pyramid-Produktportfolios. Sowohl im X86- als auch im Embedded- und Monitorbereich werden wir deutlich leistungsfähigere und effizientere Lösungen vorstellen. Dazu werden wir im Outdoor-Bereich und bei großen Touchscreen-Lösungen bis 86 Zoll neue Serien vorstellen.
Arne Weber: Dieses Jahr wird es das größte Technologie-Portfolio-Update in unserer Geschichte geben – natürlich auch als Teil der Pyramid AG und als Unterstützung des Pyramid-Produktportfolios. Sowohl im X86- als auch im Embedded- und Monitorbereich werden wir deutlich leistungsfähigere und effizientere Lösungen vorstellen. Dazu werden wir im Outdoor-Bereich und bei großen Touchscreen-Lösungen bis 86 Zoll neue Serien vorstellen.
Welchen Spielraum verschafft Ihnen der Umzug der Fertigungsstätte in Shenzen?
Arne Weber: Für unsere Fertigung in China planen wir eine Effizienzsteigerung von über 20 Prozent. Gerade haben wir in Huizhou unsere neue, vollautomatische Bonding-Line in Betrieb genommen. Es ist aus unserer Sicht die weltweit modernste und vor allem wettbewerbsfähigste Anlage für das großformatige Verkleben von Touchpanels und Coverglasses auf Open-Cell und LCD-Module. Selbst die Touchsensor-Laminierung ist mit dieser Anlage möglich. Mit ihr wollen wir auch größere OEM-Projekte gewinnen.
Im Rahmen der weiteren Internationalisierung stehen neben Südkorea insbesondere Indien und die USA im Fokus. Welche Potenziale sehen Sie in diesen Märkten für faytech bzw. Pyramid und wie wollen Sie diese heben?
Arne Weber: Wir wollen uns in diesen Märkten vom lokalen Vertriebs-, Service- und Logistikanbieter hin zum lokalen Hersteller entwickeln. Das wird unsere Marken global, aber insbesondere in den USA, Südkorea und Indien deutlich stärken. Es wird mehr Wert auf lokale Fertigung gelegt und wir als globales Unternehmen, das eben lokal denkt und handelt, wird diesem Trend folgen. Wir erwarten durch schnellere und flexiblere Produktionen deutliche Wettbewerbs- und Wachstumsvorteile gegenüber unserer Konkurrenz.
Herr Empl, die Pyramid AG hat ihre Beteiligung an der Securize IT Solutions AG im vergangenen Jahr weiter aufgestockt. Welche Strategie steckt dahinter und welche Rolle wird Securize und deren Tochter RNT Rausch künftig für die Pyramid AG spielen?
Andreas Empl: Nachdem wir zuvor mit circa 14,5 Prozent an der Securize IT Solutions AG beteiligt waren, konnten wir im zweiten Halbjahr mit einer Investition in Höhe von rund 1,2 Mio. Euro weitere Securize-Anteile zu attraktiven Konditionen erwerben. Damit haben wir unsere Beteiligung auf ca. 24 Prozent erhöht. Entsprechend können wir die Securize in unserer Bilanz als Beteiligung ausweisen und das Ergebnis in unsere Berichterstattung einbeziehen. Operativ gibt es auch hier Synergien mit RNT Rausch, denn Storage- und Serverbau liegen eng beieinander. Schon sehr bald werden wir dies detailliert darstellen.
Wie ist es aktuell um die finanzielle Situation der Pyramid AG bestellt? Rechnen Sie 2023 mit einem positiven Cashflow der Töchter?
Andreas Empl: Per Stand heute verfügt die Pyramid AG über eine Liquidität in Höhe von etwa 3,3 Mio. Euro – und das nach der angesprochenen Investition in die Securize IT Solutions AG. Unsere aktuellen Planungen sehen vor, dass unsere beiden Kernbeteiligungen Pyramid Computer und faytech im Geschäftsjahr 2023 positiven Cashflow in Summe von rund 5 Mio. Euro erwirtschaften und uns somit weiteren finanziellen Spielraum für die Expansion verschaffen.
Apropos Expansion: Steht für 2023 eine Fortsetzung Ihrer Buy-and-Build-Strategie auf dem Plan? In welchen Bereichen würden Sie ggf. zukaufen wollen?
Andreas Empl: Ja, wir werden an unserer Buy-and-Build-Strategie festhalten. Aktuell geht unser Blick in die USA, um uns dort auch mit Fertigungskapazitäten zu verstärken und „made in USA“ umsetzen zu können. Der zweite Fokus liegt auf dem vertrieblichen Bereich, wo wir uns in erster Linie im Bereich IT-Hardware-Reselling umsetzen. Wir verfolgen hier einen stringenten Plan, der die Pyramid AG auf eine neue Ebene heben soll. Daran arbeiten wir mit Hochdruck – zum Wohle unserer Aktionäre.
Herr Empl, Herr Weber, vielen Dank für das Gespräch.